Mein Leben mit Multipler Sklerose

Autor: Sandro (Seite 4 von 11)

Gedankenwolke und Tipps und Tricks – Multiple Sklerose und Fokussierungsprobleme

Ach ja, mein Kopf hat so seine eigene Ordnung. Und diese Ordnung bringt mich ab und zu an den Rand der Verzweiflung.

Ich habe 2 nervige Hindernisse meiner Gedankenwelt. Es kommt vor, dass ich einen Gedanken in meinem Kopf nicht finden kann und wenn ich ihn dann habe, muss ich aufpassen ihn nicht zu verlieren.

So gut wie jeder kennt die Aussage: „Was wollte ich gerade sagen?“ oder „Wie heißt nochmal das Wort,  was ich suche?“. Ich kenne dazu noch die Situation, dass mir ein Gedanke kommt etwas zu tun. Ich kann es gerade jedoch nicht machen, weil ich gerade mir einen Tee aufgieße. In dem Moment, in dem ich den Wasserkocher wieder zurückstelle, habe ich bereits alles vergessen. Ich frage mich dann nichtmal: Was wollte ich nochmal?. Dass ich überhaupt etwas wollte, habe ich komplett vergessen.

Der erste nervige Charakterzug meines Freundes hat zur Folge, dass ich wesentlich langsamer rede. Der Grund dafür ist einerseits, dass ich nicht schneller reden kann. Aber ein sehr großer Grund ist, dass ich Wortfindungsstörungen habe. In dem einen Moment quassle ich mit den kompliziertesten Wörtern und im nächsten fällt mir nicht einmal die einfachsten Wörter ein. Dadurch hat sich die Quasselstrippe in einen langsam sprechenden Menschen verwandelt.

Der zweite ist, wie ich oben bereits beschrieben habe, das ich manchmal meine Gedanken nicht festhalten kann. Das erinnert mich an Dantes Infereno Canto 5. Der Sturm der alles mitreißt und bei Dantes Weg durch die Hölle die Seelen umherwirbelt. Genau so ergeht es meinen Gedanken. Und ab und zu halten sie scheinbar an. Dann denke ich an etwas und im nächsten Moment reißt der Sturm alles mit. Also versuche ich dann mein Wort zu umschreiben.

Was kann man nun tun? Situativ kann man langsamer reden, um mehr Zeit zu haben das Wort doch noch zu finden. Aber um es zu trainieren sollte man Freunde oder Familie fragen. Dann kann man Spiele spielen. Kreuzworträtsel ist zwar auch eine Möglichkeit, mir jedoch zu einsam. Besser finde ich Spiele wie Scrabble oder etwas was man ganz einfach und überall spielen kann. Man sucht Adjektive oder Verben oder Substantive (keine Substantivierungen) mit einem Anfangsbuchstaben und das reihum oder abwechselnd. Oder man reiht Wörter zu einem bestimmten Thema aneinander. Oder sie fangen mit dem drittletzten Buchstaben an. Der Möglichkeiten gibt es viele.

So, das wars für heute.

Einmal in über 7 Jahren – Multiple Sklerose und Therapietreue

So, ich gestehe. Ich habe zum ersten Mal das Medikamentnehmen vergessen. Ich bin alles andere als stolz darauf aber es ist nicht mehr zu ändern.

Was ist passiert? Ja, dafür könnte ich vieles benennen. Die meisten Gründe würdet ihr als Ausrede bezeichnen. Viele würden damit sogar recht haben.

Aktuell habe ich so viel um die Ohren, das ich gar nicht mehr daran gedacht habe. Und wenn dann noch etwas unübliches dazu kommt, fallen solche Themen hinten runter. Eigentlich sollte der Kampf gegen die Krankheit den höchsten Stellenwert haben, also nach Kind und nach Frau und nach Familie,  aber dann den Nächsthöchsten. Dieses Mal wurde ich untreu und habe es vergessen.

Wie geht es nun weiter? Also meine MS-Schwester hat mich von Anfang an darauf hingewiesen, nie das versäumte Mal nachzuholen. Das heißt nicht 2x oder gar doppelte Dosis nehmen. Was jedoch passieren kann, dass die Nebenwirkungen stärker ausfallen könnten. Aber das wäre dann persönliches Pech.

Na toll, das half mir auch nicht weiter. Also hatte ich eine tolle Nacht und am nächsten Morgen ging es wieder zur Arbeit. Ach war das ein toller und effizienter Arbeitstag. Und nein, Medikamente gegen die Nebenwirkungen nahm ich ein, halfen jedoch nicht.

Was lernen wir aus der Geschicht? Der Therapie untreu sein sollte man nicht.

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